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Universitäts-Sternwarte München


Fakultät für Physik der Ludwig-Maximilians-Universität

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Geschichte der Sternwarte

Wilkens – Geophysik

Während der Wilkensschen Amtszeit war der Observator der Erdphysikalischen Warte, Burmeister, unermüdlich dabei, eine Lösung für die prekäre Situation der erdmagnetischen Messungen zu finden. Der wegen der raschen Entwicklung der Stadt München und der wachsenden Industrie immer mehr zunehmende Straßenbahn- und Autoverkehr hatte schließlich auch noch die Aufzeichnung der zeitlichen Variationen der Horizontalkomponente des Erdmagnetfeldes verhindert. In einer Denkschrift zur Neuorganisation des erdmagnetischen Dienstes in Bayern machte Burmeister 1926 das Kultusministerium auf die unmögliche Situation des Bogenhausener Observatoriums aufmerksam und bat um Abhilfe. Die Bitte zur Bereitstellung von Mitteln zur Finanzierung einer Neuorganisation wurde jedoch abgelehnt. Trotzdem konnte Burmeister 1927 eine provisorische Holzhütte in einem Waldstück, etwa zwei Kilometer südlich des Bahnhofs Maisach, einem Dorf bei Fürstenfeldbruck an der Strecke München–Augsburg, aufstellen, um dort Absolutmessungen durchführen zu können. Der Platz war ungestört und konnte von München aus in einer halbstündigen Bahnfahrt sowie einem weiteren halbstündigen Fußmarsch relativ leicht erreicht werden. Das Gelände war in Staatsbesitz, aber von einer ortsansässigen Brauerei angemietet. Diese hatte keine Einwände gegen die geplante, wöchentliche wissenschaftliche Nutzung des Platzes. Da auch die vernachlässigten Variationsmessungen wieder intensiviert werden mussten, fand Burmeister hierfür 1931 einen geeigneten Raum in Form eines aufgelassenen Lagerkellers der Brauerei, der etwa einen Kilometer von der Hütte entfernt war. Die Brauerei erklärte sich damit einverstanden, einen Teil des 7.5 Meter unter dem Erdboden befindlichen Kellers der Gastwirtschaft Sommerkeller gegen einen geringen Pachtzins zur Verfügung zu stellen. Das Instrumentarium bestand aus den früher in Bogenhausen benutzten Geräten, die auf vier Pfeilern montiert wurden. Die tägliche Bedienung der Messinstrumente und der Registriereinrichtungen wurde gegen ein kleines Entgelt vom Pächter der Wirtschaft übernommen. Die gesamte Anlage erfuhr dann eine Aufwertung, als man 1932 die absoluten Messungen dienende provisorische Holzhütte durch eine stabilere, doppelwandige und gut isolierte Hütte ersetzte, die vorher auf dem Gelände in Bogenhausen aufgestellt war. Die Hilfswarte Maisach war dann insgesamt fast sechs Jahre in Betrieb und lieferte trotz gelegentlicher Schwierigkeiten auch unter den primitiven Verhältnissen befriedigende Ergebnisse. Dadurch gelang es wenigstens, die Tradition der erdmagnetischen Forschung in Bayern aufrecht zu erhalten. Nichtsdestoweniger war Burmeister in der steten Hoffnung, in nicht zu ferner Zeit diese Hilfswarte durch ein modernes Observatorium ersetzen zu können.

[Denkschrift von Burmeister]

Da wegen der vielen Störeinflüsse die erdmagnetischen Messungen in Bogenhausen immer mehr eingeschränkt werden mussten, verfasste Burmeister 1926 eine Denkschrift, in der er um eine Verlegung des Observatoriums bat.

[Holzhütte der erdmagnetischen Observatoriums][Instrumente zur erdmagnetischen Beobachtung]

Obwohl er einen abschlägigen Bescheid vom Kultusministerium erhielt, konnte er noch 1926 eine provisorische Holzhütte in einem Waldstück etwa zwei Kilometer südlich des Bahnhofs Maisach bei Fürstenfeldbruck aufstellen lassen, um dort Absolutmessungen durchführen zu können. Die Apparate wurden nach Gebrauch jedesmal abgebaut und in einer unter dem Fußboden befindlichen, als Versteck dienenden Kiste verwahrt. Die Abbildungen zeigen die 1932 neu errichtete, stabilere Hütte und die auf vier Pfeilern montierten Instrumente.

[Brief Burmeisters an die Maisacher Brauerei][Antwortschreiben der Brauerei]

Mit Brief vom 26. Februar 1931 bat Burmeister die Maisacher Brauerei, einen Teil ihres Kellers unter der Gastwirtschaft Sommerkeller zu erdmagnetischen Variationsmessungen nutzen zu dürfen. Bereits am 5. März 1931 erklärte sich die Brauerei gegen Zahlung einer jährlichen Miete von 60 RM damit einverstanden.

[Gaststätte Sommerkeller][Keller mit aufgestellten Registrierinstrumenten]

Im Keller dieses aus dem Jahre 1765 stammende Gebäudes, das die Gastwirtschaft Sommerkeller beherbergte, wurden ab 1931 die magnetischen Variationsmessungen durchgeführt. Der Strom zum Betrieb der auf Pfeilern montierten Registrierinstrumente konnte der Batterieanlage der Wirtschaft entnommen werden. Der Pächter des Wirtshauses kümmerte sich gegen ein geringes Entgelt um die Anlage. Diese offizielle Außenstelle der Sternwarte Bogenhausen war fast sechs Jahre lang in Betrieb.

Bildquellen:

Nr. 1–7: H. Soffel

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