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Obige Skalierungsrelationen machen nun die Existenz der sog.
Windimpuls-Leuchtkraft-Relation (WLR), die erstmals von Kudritzki et al.
rein empirisch gefunden wurde, auch von einem theoretischen
Aspekt her einsichtig. Die ``beobachtete'' WLR für galaktische Überriesen
(die Sie im Rahmen des Praktikums ableiten sollen), liest sich
folgendermaßen:
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Benutzen wir andererseits unsere theoretischen Skalierungen, so finden wir
für die (bzgl. des stellaren Radius modifizierte) Windimpulsrate
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was in Hinblick auf die Massenabhängigkeit auf den ersten Blick einen
erheblichen Unterschied ausmacht. Erinnern wir uns jedoch, daß
, so sehen wir, daßdiese Abhängigkeit fast
vollständig verschwindet, in Übereinstimmung mit dem empirischen
Resultat, was einem
-Wert von 0.68 entspricht! Zusammenfassend
läßt sich also festhalten, daßdie WLR ein Resultat der
Skalierungsrelationen für linienstrahlungsdruckgetriebene Winde und
des Exponenten der Linienstärkeverteilungsfunktion ist. So erlaubt
also ein mikrophysikalisches Resultat letztendlich die Vermessung
von im wahrsten Sinne des Wortes astronomischen Größen.
Letztlich stellt sich noch die Frage, wie diese WLR tatsächlich genutzt
werden soll. Derzeit sind Mitarbeiter der Heißsterngruppe unseres
Institutes u.a. damit beschäftigt, bei Objekten mit bekannter Entfernung
und in Abhängigkeit vom ``Metallgehalt'' der Winde (Warum diese
Abhängigkeit?), entsprechende empirische Relationen zu erstellen, u.zw.
auf die gleiche Weise, wie es in diesem Versuch für galaktische
O-Überriesen gemacht werden soll. Hat man einmal solche Relationen und
kennt den Metallgehalt des Sternes (aus einer detaillierten
Liniendiagnostik), so läßt sich seine Entfernung in folgender Weise
bestimmen:
- Die Effektivtemperatur
des Sternes wird über photosphärischen Analysen
abgeleitet.
- Die Endgeschwindigkeit des Windes wird aus P Cygni Profilen gemessen.
- Aus der H
-Linie wird die Meßgröße
(vgl. Kap. 7.2) bestimmt.
Wenn die (für die entsprechende Metallizität) gültige WLR
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lautet, ergibt sich daraus der stellare Radius mittels
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Aus dem Radius folgt schließlich die Entfernung des Sternes.
Fehlerabschätzungen ergeben dabei, daßder Entfernungsmodul einer Galaxie
bei Verwendung von ca. 20 Objekten auf
angegeben werden
kann. Damit ist diese neuartige
Vorgehensweise mindestens genauso gut wie herkömmliche Methoden
(hauptsächlich: Periode-Leuchtkraft-Relation von Cepheiden) und wird
eine unabhängige Bestimmung von Entfernungen auf ``mittleren''
Skalen und damit eine weitere Eichung der Hubble-Konstanten ermöglichen.
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Roberto Saglia
5/7/1998